Pedro sagte einst zu mir: „Ein Mensch zu sein ist so einfach. Es ist schlicht, wenn mir sichtbar wird, dass Mensch-SEIN voller Widersprüche ist. Als Kind kann ich es nicht erwarten, erwachsen zu werden. Als Erwachsener sehne ich mich nach der Unschuld des Kindes. Wenn ich augenverbunden meine Zeit verkaufe, zahle ich dafür mit meiner Gesundheit. Vielleicht fülle ich mein Bankkonto mit den Erlösen. Wenn ich gefesselt vom körperlichen Leid im Bett liege, nutze ich das Verdiente, um auf die Beine zu kommen. Mit der Morgensonne denke ich an ihren Untergang. Mit der Abendsonne an den nächsten Tag, der mich glücklicher machen wird. Und so erlebe ich weder Sonnenaufgang noch das Verschwinden der goldenen Scheibe am Horizont. Ich ignoriere das Unbeständige und bemerke das ständige Sterben meiner Form nicht. Ich lebe und sterbe, ohne gelebt zu haben. Und darum lebe ich mein Herz aus; schaue mit Kinderaugen auf das, was sich gerade zeigt. Fühle das, was mich berührt, schmecke und rieche das Leben, Augenblick für Augenblick so lange, bis ich die Schlichtheit des Lebens selbst bin.“
Aus dem Buch: Tage in Stille
