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Hier noch eine kurze Geschichte

Eine Momentaufnahme

Ich schaue in den Spiegel. Mein Gesicht schaut mit jedem Tag ruhiger, zufriedener und faltiger aus.

Das Bild im Spiegel sagt nichts über meinen Charakter, noch darüber, welche Gedanken mir Augenblick für Augenblick durch den Kopf wandern. Hier ist nur ein Gesicht, das in einem Moment ruht, in dem es aufgenommen wurde. Und so verhält es sich auch mit meinen Gedanken. Fange ich sie in einem Bild ein, so erscheinen sie mit dem nächsten Atemzug verändert.

Das Schreiben dieser Zeilen ermöglicht es mir Worte, für den Augenblick einzufrieren. Sie sind jederzeit lesbar und doch sind sie bereits Teil der Vergangenheit. Diese Worte sind gestorben, sind in ihrer Verwundbarkeit und permanenten Unbeständigkeit verloren. So wie ein Gefühl, das mit seiner erlebten Geburt seinen Weg des Unbeständigen beschreitet, so wird es schlussendlich vollends verschwinden.

Das Spiegelbild wahrnehmend, erkenne ich, dass es ein solches Wiedersehen nie wieder geben wird. Ich küsse den Morgen wach und stehle mich fort.