Frühstück in Pamplona – von Sven Kaven

Aus dem Buch, Tage in Stille von Sven Kaven mit dem Titel: Frühstück in Pamplona 

Die Sonne blinzelt durch mein Fenster. Es ist ein früher Morgen in Pamplona. Ein Morgen, der die Schleier der Nacht beherbergt. Ich stehe auf dem kleinen Balkon meines Hotels. Nicht weit von hier befindet sich die Plaza Municipal und das Café Iruña. In ungefähr einer Stunde treffe ich mich mit Jose, meinem spanischen Begleiter. Der weiße Nebel verzieht sich langsam und die Calle Curia erstrahlt im winterlichen und kalten Licht. Es ist 1927 und das neue Jahr ist gerade 5 Wochen alt. Gestern lief ich über die alte romanische Brücke rein in die Stadt. Ich passierte den Rio Arga, der sein Wasser unter einer dicken Eisschicht versteckte.

Kinder flitzten über den gefrorenen Fluss, während die Mütter – im Klatsch des Tages versunken – immer wieder laut nach den Kindern riefen. Ich werfe mir meine Jacke über, betrete die noch immer ruhige Straße und gehe Richtung Café. Jose ist bereits dort und grüßt mich mit wachen Augen.

„Pedro, komm rüber. Ich habe uns bereits ein Frühstück bestellt.“

Ich rufe dem Kellner zu, mir die deutsche Tageszeitung zu bringen.

„Si, Senor. pronto.“

„Jose, wie geht es dir, mein Freund. War ein langer Tag gestern. Ich fühle mich etwas mürbe. Du scheinst allerdings bester Laune zu sein.“

„Wunderbar geht es mir. Ich sitze bereits bei meinem dritten Kaffee. Heute Morgen kam ein Telegram aus Madrid. Mein Cousin Esteban hat uns eingeladen. Wir sollen ihn unbedingt nach unserer Ankunft in Santiago besuchen kommen.“

Der Kellner bringt mir die Zeitung. „Reichsmark fällt gegenüber dem Dollar weiter ab!“, lese ich als Erstes, als mir die schwarzrote Schlagzeile der ersten Seite ins Gesicht schlägt.

„Hast du gehört Pedro? Madrid?“

„Ach Jose, mir ist jetzt nicht danach, über eine Reise nachzudenken, die vielleicht in 4 Wochen stattfinden wird. Teile deinem Cousin mit, dass es mir eine Freude wäre. Stop! Schreibe ihm, ich weiß gerade nicht, ob Madrid auf meiner Route sein wird. Sage ihm aber auch, dass ich mich für die Einladung bedanke.“

„Du scheinst wirklich etwas mürbe zu sein Pedro.“

„Nun ja, bei diesen Schlagzeilen. Wie geht es eigentlich der Peseta?“

„So lange ich einen Kaffee am Morgen und eine Flasche Wein am Abend trinken kann, geht es der Peseta gut.“

„Du hast recht, mein Freund. Lass uns jetzt das Frühstück genießen und am Abend mit dem roten Blut der Trauben das Leben feiern.“

Ich falte die Zeitung zusammen und genieße den ersten Kaffee dieses wundervollen Morgens.

Aus dem Buch: Tage in Stille

XOXO
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